Der Wasserzins
Wasserzins
Zur Festsetzung des Wasserzinses wandte man sich an verschiedene Gemeinden, in denen Wasserleitungen schon eingerichtet waren, um von dort Berechnungsunterlagen zu erhalten.
Die Verbraucher wurden entsprechend der Haushaltsgröße in zwölf Klassen eingeteilt: Klasse I bezahlte jährlich 3,00 Mark Wasserzins, Klasse XII 36,00 Mark. Gewerbetreibende mussten einen Zuschlag entrichten, ebenso wurde jedes Stück Vieh gesondert berechnet: Für ein Pferd musste 1,00 Mark, für ein Stück Rindvieh 80 Pfennig zusätzlich bezahlt werden.
Um den Wasserverbrauch des Schlosses exakt messen zu können, wurde eine Wasseruhr eingebaut. Der Wasserzins betrug hier 6 Pfennig pro Kubikmeter.
Ab 1913 musste für die Wasserabnehmer der Wasserzins mehrmals erhöht werden, vor allem weil der Strompreis für die Pumpe erheblich gestiegen war. Aber erst 1919 entdeckte man, dass der vom gräfl. Rentamt zu erstattende Wasserzins nicht erhöht worden war und schließlich erinnerte man sich eines Vertrages vom Jahr 1911. Damals hatte der Beauftragte der Stadt wegen eines Grundstücks, das die Stadt von der Grafschaft zu einem günstigen Preis erworben hatte, folgenden Passus unterschrieben:
„Aus eben diesem Grunde ist aber auch eine Erhöhung dieses Wasserzinses seitens der Gemeinde für immer ausgeschlossen“.
Vertrag ist Vertrag, sollte man meinen und auf diesen Standpunkt stellte sich auch das Rentamt. Aber da war ein Haken: Der den Vertrag unterzeichnende Beauftragte der Stadt hatte versäumt, ihn vom Gemeinderat ratifizieren zu lassen, der Vertrag war also nicht rechtskräftig. Anscheinend hatten auch nur wenige Mitglieder des Gemeinderats von diesem Vertrag erfahren, wie sie sich vereinzelt 1919 dann daran erinnerten.
Und nun stritten sich die beiden Parteien 2 Jahre lang, bis es schließlich 1922 zu einem Vergleich kam, den ein eigens für diesen Fall eingesetztes Schiedsgericht vorschlug: Die Stadt bezahlt 7.000 Mark für das im Jahr 1911 billig erworbene Grundstück und das 1907 ebenfalls günstig erworbene gräfl. Wasserwerk; das Gräfl. Rentamt bezahlt dafür ab 1919 den Wasserpreis, den auch die anderen Abnehmer bezahlen.
Die Lokalpresse – der „Leintalbote“ und der „Zaberbote“ berichteten mehrfach darüber, von beiden Seiten jeweils mit den entsprechenden Stellungnahmen beliefert. Auch das sozialdemokratische „Neckarecho“ berichtete unter dem 4. Dezember 1920 genüsslich über den Streit um diesen Vertrag und konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen, dass auf Kosten „der Allgemeinheit, d.h. der arbeitenden Klasse gelebt wird, denn bei Durchsicht des Vertrags glaubt man sich ins dunkle Mittelalter versetzt“. Und dann aber glaubt man sich in die Gegenwart versetzt: „Eingangs der Sitzung kritisierte der Vorsitzende sehr scharf die Berichterstattung des „Leintalboten“ über die vorletzte Sitzung…“ – also auch schon damals.
In den Jahren nach der Einrichtung der Wasserleitung wurden verständlicherweise die Brunnen mehr und mehr vernachlässigt und abgebaut, zugemauert oder zugeschüttet. Beim Aufgraben im Zuge der Ortkanalisierung nach dem Zweiten Weltkrieg stieß man auf etliche ehemalige Brunnenschächte, einige davon blieben auch – wenigstens unterirdisch – erhalten. Heute wären wir froh, es wäre der eine oder andere Brunnen auch oberirdisch dem Ortsbild erhalten geblieben.
Unsere Wasserversorgung in der Gegenwart
In den vergangenen drei Jahrzehnten sind die Einwohnerzahlen ständig gestiegen, von 4.556 Einwohner (für Gesamt-Schwaigern) im Jahr 1939 über 6.189 im Jahr 1950 auf heute 8.816, also auf annähernd das Doppelte. Mit ihnen stieg auch der Wasserverbrauch. Da aber die Ansprüche an Lebenshaltung, an Komfort auf allen Gebieten ebenfalls stark gestiegen sind, wirkte sich dies auch entsprechend auf den Wasserverbrauch aus. Denken wir nur an die Einrichtung von Wasserspülklosetts und Bädern in allen Wohnungen, an Waschmaschinen, Geschirrspülmaschinen, aber auch daran, dass Fahrzeuge gewaschen werden, der Rasen in den Gärten gegossen wird usw. Dies alles bedeutet eine gewaltige Erhöhung des Pro-Kopf-Bedarfs an Trinkwasser; wenn auch hier berücksichtigt werden muss, dass durch den starken Rückgang der Großviehhaltung in der Landwirtschaft auf diesem Sektor weniger Wasser als früher gebraucht wird.
Die starke Erhöhung des Wasserverbrauchs hatte zur Folge, dass man sich darum bemühen musste, den erhöhten Bedarf auch für die weitere Zukunft decken zu können.
Woher kommt unser Wasser heute?
In erster Linie bezieht die Stadt Schwaigern ihr Wasser von der Tiefbohrung im Gewann Binsen. Dort werden in 30 m Tiefe etwas 10 Sekundenliter gefasst. Die zweite Quelle unweit davon ist die Eselsbergquelle, die eine Schüttung von knapp 5 Sekundenlitern aufweist, aber starken Schwankungen unterliegt. Die Quelle im Freibad, die 1894 beim Versuch Salz zu erhalten auf 136 m Tiefe erbohrt wurde, wird wegen ihres hohen Eisengehalts nicht mehr für die Trinkwasserversorgung verwendet. Sie dient nur noch zum Füllen des Schwimmbeckens im Freibad.
Seit mehreren Jahren besteht ein Gemeindewasserverband mit Massenbachhausen, von dem wir bis zu 10 Sekundenliter Wasser abrufen können. Von den Quellen in Massenbachhausen führt eine direkte Leitung durch die Felder bis zum Hochbehälter auf dem Eselsberg. Auch Massenbach wird vom Nachbarort versorgt.
Darüber hinaus ist Schwaigern Mitglied im „Zweckverband Bodenseewasser-versorgung“. Von dort wird in allernächster Zeit eine Leitung direkt zum Wasserturm auf dem Eselsberg führen. Aus dieser Versorgungsleitung erhalten wir 3 Sekundenliter, voraussichtlich schon ab 1984 oder 1985.
Für die Bebauung des Eselsbergs zu Beginn der sechziger Jahre reichte der bisherige Wasserdruck für dieses hochgelegene Wohngebiet nicht mehr aus. Aus diesem Grunde musste in den Jahren 1965/1966 der über 30 m hohe Wasserturm erbaut werden – Baukosten damals rund 600.000 DM. Er hat eine Speicherkapazität von 150 m³, der in unmittelbarer Nähe liegende Hochbehälter fasst 650 m³ Wasser. Um die Druckverhältnisse optimal gestalten zu können, wurde damals gleichzeitig auf der südlich der Stadt gelegenen Anhöhe „Rosenberg“ ebenfalls ein Speicher mit 1.500 m³ Fassungsvermögen erstellt. Seit einigen Jahren werden auch Stetten und Niederhofen vom Schwaigerner Hochbehälter aus versorgt. Die Menge, die täglich verbraucht wird, beträgt für Schwaigern rund 1.000, für Stetten und Niederhofen zusammen stark 300 m³ im Durchschnitt. Mit der Überbauung weiterer Wohngebiete hat sich natürlich auch das Leitungsnetz erheblich erweitert. Schwaigern-Stadt hat jetzt ein Netz von genau 35 km Länge. In Massenbach beträgt die Länge 9,9 km, in Stetten 13,6 km, in Niederhofen 3,5 km, zusammen also rund 62 km.
Wenn ab 1984 die gesamte Wasserversorgung nach einer neuen Systematik eingerichtet sein wird, soll das Wasser von der Pumpstation im Freibad dirket auf den Eselsberg gepumpt, dort mit dem aus Massenbachhausen und dem wesentlich weicheren Bodenseewasser gemischt und dann ins Netz und gleichzeitig auch in den Rosenbergbehälter und nach Stetten und Niederhofen gepumpt werden.
Wie steht es mit der Qualität unseres Wassers?
Die Qualität hängt immer sehr stark mit der sog. Wasserhärte zusammen, also mit dem Gehalt an Kalzium (Gips), Magnesium und Kalk. Da unser Wasser vorwiegend aus der geologischen Formation des Gipskeupers stammt, ist es in der Regel ziemlich hart. Nach den Messungen, die jährlich einmal durchgeführt werden, ergeben sich folgende Werte:
Binsenbrunnen etwa 26 Grad deutscher Härte
Eselsbergquelle etwa 7 Grad d.H.
Gemeindewasserverband 22 Grad d.H.
Unser Mischwasser hat etwa 24 Grad d.H.; nach Anschluss an die Bodenseewasserversorgung werden wir ungefähr 20 bis 21 Grad d.H. haben.
Mit zur Qualität des Trinkwassers gehört auch die Reinheit. Eine chemische Untersuchung des Trinkwassers wird jährlich einmal durchgeführt, darüber hinaus etwa dreimal jährlich eine weitere bakteriologische Untersuchung.
Und mit dem Stichwort „Reinheit“ sind wir wieder beim Ausgangspunkt dieser Zusammenstellung angekommen.


Noch haben wir keine ernsthaften Probleme mit der Sauberkeit unseres Wassers, noch haben wir auch mit der mengenmäßigen Versorgung keine Not. Aber ausreichendes und gutes Wasser, ständig verfügbar und mit dem entsprechenden Druck aus der Leitung fließend – das erfordert auch seinen Preis. Und schon wird uns in diesen Tagen eine saftige Erhöhung des Wasserzinses im Zusammenhang mit der Nutzung der Bodenseewasserversorgung angekündigt – es wird nicht die letzte sein, die unabhängig von den üblichen Preissteigerungen auf uns zukommen wird.
Ob wir in absehbarer Zeit einmal, um kostbares Trinkwasser zu sparen, an ein Brauchwassernetz angeschlossen werden müssen, ein aufbereitetes Wasser also, das nur zum Waschen, Putzen, Gießen, für die Wasserspülung u.ä. geeignet ist, das ist im Augenblick für uns noch kein aktuelles Thema; es bewegt aber dort, wo Trinkwasser nicht nur knapp sondern auch teuer ist, schon seit längerem die zuständigen Stellen.
Dass in engem Zusammenhang mit der Zuleitung des Wassers auch die Entsorgung steht, wird uns oft erst bewusst, wenn die Gebührenrechnung ins Haus kommt. Gerade die Abwasserklärung ist in jüngster Vergangenheit wiederholt in die Schlagzeilen geraten, besonders wegen der gefährlichen Industrieabwässer.
Das aber ist ein anderes Thema.
Autor: Werner Clement (1983)
2023 aktualisiert und mit Bildern ergänzt von Günter Lehrich
Die Einwohnerzahl Schwaigerns stellt sich zum 31.12.2021 wie folgt dar:
Der Wasserbezug stellt sich derzeit (2023) wie folgt dar:
Schwaigern
Massenbach
Stetten a.H.
Niederhofen
Gesamt
6.575 Einwohner
1.985 Einwohner
2.092 Einwohner
906 Einwohner
11.558 Einwohner
Bodensee-Wasserversorgung
Wasserverband Massenbach-Massenbachhausen
Brunnen Binsen
19 Liter/Sek.
10 Liter/Sek.
3 Liter/Sek.
59,4 %
31,2 %
9,4 %
Bei der Bodenseewasserversorgung konnte die Stadt die Bezugsmenge noch rechtzeitig von 12 auf 19 Liter/Sekunde erhöhen. Inzwischen sind dort keine Erhöhungen der Bezugsmenge mehr möglich. Zahlreiche Kommunen sind am Limit und müssen deshalb nun z.T. eigene Brunnen erschließen. Derzeit prüft die Stadt, ob die Bezugsmenge aus dem Brunnen Binsen auf die technisch möglichen 5 l/s erhöht werden soll.
Derzeit (2023) kann davon ausgegangen werden, dass ein Privathaushalt pro Person zwischen 35 und 45 cbm pro Jahr verbraucht, was einem täglichen Wasserverbrauch pro Person von 96 – 123 Litern entspricht.