Stadtmauer – Rundweg

Stadtmauer – Rundweg
Frizhalle links Frizhalle rechts Torstraße links Torstraße rechts Stadtmauer links Stadtmauer rechts Hexenturm links Hexenturm rechts Theodor-Heuss-Straße_links Th.-Heuss-Straße rechts Schnellerstraße links Schnellerstraße rechts Farrenstall rechts Farrenstall links Löwen links Löwen rechts Lindenplatz rechts Lindenplatz links Silcherstraße links Silcherstraße rechts Schweizer links Schweizer rechts Wächterhaus

Frizhalle links

Schwaigern seit 1806 württembergisch

Nicht zu übersehen: Schwaigern gehört jetzt, seit 1806, zum Königreich Württemberg. Dekorativ gestaltet hat der Maler diese Feststellung, unterstützt noch durch das altwürttembergische Wappen in der Mitte, gehalten von Löwe und Hirsch. Als Pendant dazu unter dem Bild das Wappen der Stadt Schwaigern mit den neippergischen drei Ringen und dem Apostel Johannes als Schildhalter.

Den Wert des Bildes steigern sollen wohl die 44 Zunft- und Handwerkerzeichen in der Umrundung, die sicher nicht alle gedeutet werden können.

Zum Bildinneren: Wir blicken auf das Schwaigern in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Vordergrund ist die Getreideernte im Gange, die Garben, zu Puppen gebunden, werden auf einen Pferdewagen geladen. Rechts unten verschwindet gerade ein mit Säcken beladener Wagen in einen Hohlweg.

Im Bild der Stadt dominiert, wie immer, die Stadtkirche, dahinter das Schloss, darunter das alte Rathaus. Die Stadtmauer im Süden ist noch komplett vorhanden. Das untere Tor ist zu erkennen, dazu die „Heilbronner Vorstadt“. Im Übrigen hat der Zeichner auch seine künstlerische Freiheit geltend gemacht!

Im Hintergrund führt ein Weg über den Eselsberg nach Massenbach. Rechts sind die Äcker am „Grat“ und der baumbestandene Weg nach Schluchtern zu sehen.

Frizhalle rechts

An der Theodor-Heuss-Straße

Einen wohltuenden Anblick bietet diese Straße, in der Mitte des 20. Jahrhunderts fotografiert. Sie trug viele Namen: Ursprünglich Obere Stangenbrunnengasse (nach einem dort stehenden Brunnen), dann Bahnhofstraße, Hindenburgstraße (nur wenige Jahre), bis zur heutigen Theodor-Heuss-Straße.

 Von der Wassergasse aus überblickt man die einstige Hauptverkehrsstraße im Zentrum bis hin zum Bahnhof. Dominierendes Gebäude ist, wie auf vielen Bildern, die Frizhalle mit ihrem Steigerturm. Das Haus davor musste in der Zwischenzeit dem Bau der Volksbank weichen.

 Die linke Straßenseite beginnt heute mit einem Schuhgeschäft, ihm schließen sich mehrere Einkaufsmöglichkeiten an. Zur Zeit dieser Aufnahme hatte ein Haus eine besondere Bedeutung: die Heli-Lichtspiele! Ein Kino in einer Kleinstadt – eine Besonderheit, ein kultureller Anziehungspunkt auch für die Umgebung. Das Kino hatte 300 Sitzplätze, Vorstellungen gab es jeweils am Wochenende. Ein Bus brachte die Zuschauer aus den Nachbarorten zu ihrem Sehvergnügen. Erst 1969 musste es dem immer stärker aufkommenden Fernsehen und der wachsenden Mobilität seinen Tribut zollen und schließen. Das kleine Bild rechts ist eine Aufnahme aus der aktiven Zeit des Kinos.

 Hier endet die Fußgängerzone, beginnend am Marktplatz. Sie war 1980 eingerichtet worden, da sie den immer stärker werdenden Fahrzeugverkehr mit ihrer geringen Straßenbreite nicht mehr bewältigen konnte. Gleichzeitig war das „Storchennest“ restauriert und vom ehemaligen Bauernhaus in ein Geschäfts- und Wohnhaus umgewidmet worden.

Torstraße links

Die südliche Stadtmauer

Aus welcher Himmelsrichtung man sich auch Schwaigern nähert, so fällt das Auge auf die einst am höchsten Punkt der Bebauung errichteten Stadtkirche. Mit dem 36 Meter hohen Turm, den charakteristischen Ecktürmchen und den Riesendächern beherrscht sie seit 1520 das Stadtbild.

Links neben ihr verschwindet fast das Uhrentürmchen auf dem Rathaus, und noch mehr die Luftschutzsirene daneben. Diese lässt vermuten, dass das Foto aus den 1930er Jahren stammt.

Ein weiteres, damals wichtiges, aber nicht mehr vorhandenes Gebäude ist ganz im Vordergrund die Gasanstalt. Hier wurde Acetylengas hergestellt für die Ende des 19. Jahrhunderts errichteten Gaslaternen der Straßenbeleuchtung. Gleich daneben beginnt  das von den Hausfrauen wertgeschätzte Krautgartengelände.

Die auffälligen Fachwerkhäuser sind Scheunen, die seit dem 18. Jahrhundert mit ihrer Südseite auf der Stadtmauer aufsitzen. In den 1980er Jahren wurden sie zu Wohnhäusern umgestaltet. Davor war bis in die 1950er Jahre nur ein Fußweg, heute die verlängerte Frizstraße.

 Im Hintergrund rechts ist der Hexenturm zu erkennen, dahinter die mächtigen, zum Teil exotischen Bäume des Schlossgartens.

Torstraße rechts

Stadtplan um 1840

Eng zusammengepfercht, aber rundum geschützt durch die Stadtmauer, so zeigt sich die Stadt noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Lediglich das „äußere Dorf“ im Westen, das sich eigenständig entwickelt hatte, war lange Zeit württembergisches Lehen und hatte seine eigene, hier nicht mehr erkennbare Umfriedung.

Die beiden Stadttore sind bereits abgebrochen, in der Torstraße war ein schmaler Durchlass für Fußgänger in Richtung Leinbach geschaffen worden.

Der Schlossgarten ist in seinem nördlichen Teil bereits angelegt.

Die Schnellermühle im Südwesten, am „Millweg“, der heutigen Zeppelinstraße, bekam das Wasser für ihr Mühlrad vorwiegend vom Lohmühlbach im Nordwesten und vom Rohnsbach vom Heuchelberg her. Die Mühle brannte im Jahr 1909 ab und wurde nicht mehr wieder aufgebaut.

Interessant ist die Parzellierung der Grundstücke, die als Folge der in Süddeutschland üblichen Realteilung im Lauf der Zeit immer kleiner wurden.

Die Bauern mussten, um auf ihre Felder im Norden des umfriedeten Stadtgebiets zu kommen, das Schloss-Areal durchqueren, bis nach dem Brand 1849 die Stadtmauer beim Dorfgraben, der späteren Paulinenstraße, durchbrochen wurde und die heutige Silcherstraße entstand.

Die Friedhofkapelle (7) ganz oben an der Massenbacher Straße ist der Vorgängerbau der heutigen, 1871 errichteten Kapelle.

Stadtmauer links

Brandplatz 1928

Das Jahr 1928 hatte es in sich, was Brände anbelangt: 3 kleinere, bei denen jeweils ein Wohngebäude den Flammen zum Opfer fiel, und ein Großbrand, dessen Ausmaß das Foto hier nur zum Teil erkennen lässt.

Er entstand durch Brandstiftung eines 20jährigen Schmiedgesellen, der bei seiner Vernehmung vor dem Schwurgericht angab, in einer Besenwirtschaft „8 bis 10 Viertele Wein“ getrunken zu haben und dann in einer Scheuer „das bei der Stalltüre befindliche Stroh mit einem Streichholz in Brand gesteckt“ zu haben (Heilbronner Generalanzeiger vom 28. Febr. 1929).

Das war am 18. November 1928, und das „Ergebnis“ waren 11 Wohngebäude und 15 Nebengebäude und ein Gesamtschaden von 366 434 Mark.

Seitenlang berichteten die Zeitungen, darunter der Leintalbote, über die Gerichtsverhandlung und über die Verurteilung des Brandstifters zu 6 Jahren Zuchthaus.

Das Foto zeigt die Zerstörung mit Blick nach oben in das Stadtinnere. Im Hintergrund das Schloss, davor das Karr`sche Gebäude (2015 abgebrochen) unterhalb des Rentamts. Nach rechts führt die Pfarrgasse bis zum Haus Zimmermann kurz vor der Stadtmauer.

Zur besseren Orientierung: Heute steht davor eine Arztpraxis und die Schloss-Apotheke.

Auf dem kleinen Bild sieht man die einstige Bahnhofstraße, vorbei an der „Traube“ bis zur Frizhalle. Es gibt noch viel unbebautes Gelände, das Bild stammt aus den 1890er Jahren.

Hinter dem Gartengelände rechts ist noch die Stadtmauer zu erkennen.

Stadtmauer rechts

Hindenburgplatz

Einen für das Auge krassen Unterschied bietet dieses Foto vom Brandplatz 1928: Vorne die tristen, schwarzen Reste der abgebrannten Wohnhäuser, dahinter und daneben die ordentlichen, gepflegt wirkenden, zum Teil weiß gestrichenen Gebäude.

Der Blick geht von Norden, von der Heilbronner Straße aus bis zur Wasserstraße und zu dem ehemaligen Gasthaus „Krone“ von 1769 in der rechten Ecke. Daneben fällt das „Herrengräsle`sche Haus mit den auffallend vielen Fenstern auf.

Rechts im Vordergrund die Stadtkelter; die dahinter sichtbaren Wohnhäuser haben in der Zwischenzeit moderneren Gebäuden Platz gemacht. Interessant ist die damalige Straßenführung an den Häusern entlang bis zur „Krone“, dort bog sie in einer scharfen rechtwinkligen engen Kurve in die Wassergasse hinein. Hier konnte man dem Brand auch eine gute Seite abgewinnen: Die heutige Heilbronner Straße wurde quer durch den Brandplatz geführt, die einstige enge Bebauung wurde aufgehoben, und dadurch entstand ein freier Platz: der Hindenburgplatz. Der Namensgeber war der berühmte Generalfeldmarschall des 1. Weltkriegs, Paul von Hindenburg, der seit 1925 Reichspräsident war.

Die ursprünglich dichte Bebauung sollte so nicht wieder hergestellt werden. Die Geschädigten bekamen Bauplätze an der Mörike- und der Schlossstraße, was dem Areal später den Spottnamen „Hypothekenbuckel“ einbrachte.

Das kleine Foto unten links erlaubt einen Blick von der Heilbronner Straße aus in die Frizstraße mit den riesig wirkenden Fachwerkhäusern auf und hinter der Stadtmauer.

Das rechte Bild ist das bekannte Kieser`sche Stadtbild von 1680 mit dem deutlich überhöhten Kirchturm und dem Schloss dahinter. Außerhalb der Stadtmauer links das „äußere Dorf“, ganz unten die Schnellermühle.

Hexenturm links

Hexenturm

Das Bild links bietet einen Blick aus dem Jahr 1899 in den unteren Eingang des Schlossgartens. Dieser war zu Beginn des 19. Jahrhunderts außerhalb der Stadtmauer angelegt und mit vielen Exoten bepflanzt worden, wie die noch jungen Sumpfzypressen im Bild zeigen.

Das Hauptaugenmerk gilt aber dem Turm in der Mitte, dem „Hexenturm“.

Dieser war der südöstliche Eckpfeiler der Stadtmauer; die Schießscharten beweisen heute noch seinen Verteidigungszweck. Später diente er als Gefängnis für Bürger, die schwerere Verbrechen begangen hatten. Daher der eigentliche Name „Bürgerturm“. Seinen heute üblichen Namen Hexenturm erhielt er, da im Jahr 1713 eine als Hexe angeklagte Frau hier inhaftiert und dann zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt worden war.

Von hier aus ging der Wehrgang, die „Letze“, der Mauer entlang nach oben bis zu der im Hintergrund sichtbaren Stadtkirche.

Heute ist diese Stelle ein beliebtes Foto-Motiv.

Wenige Meter links – außerhalb des Fotos - stand das untere Stadttor, das 1812 abgebrochen wurde.

Das kleine Bild oben erlaubt einen Blick über den Teich im Schlossgarten hinüber zum Hexenturm.

 Unten die Brücke über den Leinbach in der Heilbronner Straße.

Hexenturm rechts

Wasserleitungen

 1907 begannen die Arbeiten für die Wasserleitung. Heerscharen von Arbeitern waren nötig, um mit Schaufeln und Hacken – ohne Maschinen – die erforderlichen Gräben zu ziehen.

Die Herren des Gemeinderats (links) schauen prüfend zu.

Die Wasserversorgung war bislang aus vielen städtischen und privaten Brunnen erfolgt. Der Großbrand von 1905 förderte trotz großer finanzieller Bedenken den Bau der Wasserleitung.

Das nötige Wasser lieferten vorwiegend die ortsnahen Quellen im „Binsen“. Ein Pumpwerk beim (späteren) Freibad pumpte das Wasser zum Hochbehälter auf dem Eselsberg.

Den Bedarf des Schloss-Areals deckte eine Pumpstation bei der Tormühle unterhalb des Schlossgartens, von der das Wasser zu dem im Jahr 1847 erbauten Wasserturm im Schlossgarten hochgepumpt wurde.

Den aktuellen Wasserbedarf deckt heute zusätzlich die Bodenseewasserversorgung über den 1966 errichteten Wasserturm auf dem Eselsberg.

Hinter den Arbeitern zeigt sich das Privat-Backhaus vom „Mayersbäck“. Auf der anderen Straßenseite hinter der Bachbrücke in der Heilbronner Straße stehen noch zwei mächtige Wohnhäuser. Dort verbreiten heute zwei Hochhäuser ein bisschen Großstadt-Flair.

Theodor-Heuss-Straße_links

Bei der Frizhalle

Unweit von der Stelle aus, an der die Stadtmauer einst durchbrochen worden war, geht der Blick ortseinwärts an Wohnhäusern vorbei, an deren Platz heute die Volksbank steht. Auch ihr Vorläufer, die Darlehenskasse, ist zu sehen: Es ist das  zweite Gebäude auf der rechten Straßenseite, in dem die Kasse später untergebracht war. Sie war 1904 gegründet worden. Die Volksbank konnte 1972 ihren Neubau an der heutigen Stelle beziehen.

Schon sind überall Strom- und Telegrafenmasten zu sehen, ein Straßenlicht in der Mitte und Stromleitungen auf den Dächern, aber auch eine Fahnenstange (rechts). Das Foto entstand also deutlich nach 1912, dem Jahr, in dem die ersten elektrischen Straßenlaternen eingerichtet worden waren.

Das Gebäude im Vordergrund, von dem sich nur ein Teil mit dem Turm und dem Blitzableiter zeigt, ist das damals imposanteste in der Stadtmitte: die Frizhalle. Der Name ist auf einen Wohltäter der Stadt zurückzuführen, der ihr in seinem Testament 100 000 Gulden vermacht hatte und von deren Zinsen 1887 diese Halle erbaut wurde als “ Kleinkinderschule mit Zeichensaal, Turnhalle und Steigerturm“ (für die Feuerwehr).

Sie dient heute, inzwischen umgebaut und erweitert, als Festhalle, Versammlungsraum und für Vereinszwecke.

Auf dem Platz dahinter, vor der Volksbank, zeigt ein Halbrundell die Südwestecke der Stadtmauer an, die sich von hier aus am Frizplatz entlang noch in Resten erhalten hat.

Hier quert auch die Frizstraße die damalige Bahnhofstraße, die heutige Theodor-Heuss-Straße.

Th.-Heuss-Straße rechts

Von der Frizhalle zum Bahnhof

Rechts im Bild mündet die Frizstraße in die Bahnhofstraße ein und setzt sich nach links als Fußweg fort. Die Häuser auf beiden Seiten stammen aus der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert, denn mit der Eröffnung der Bahnlinie Heilbronn-Schwaigern im Jahr 1878 und Schwaigern-Eppingen 1880 musste die Stadtmauer geöffnet werden, um einen direkten Zugang vom Stadtinneren zum Bahnhof zu ermöglichen. Das bis dahin freie Gelände konnte nun überbaut werden. Der Bahnhof ist auf dem Bild weit draußen zu erkennen. Erstaunlich viele Bäume säumen beide Straßenseiten, auch ein Gehweg ist schon vorhanden.

Auf der Brücke über den Leinbach fährt gerade ein Kuhgespann stadteinwärts.

Staunende Kinder beobachten den Photographen bei der Arbeit.

Schnellerstraße links

Postkarten-Panorama

 Den „Gruss aus Schwaigern“  sendet Liesel Eckert aus der Liominstraße 5 in schöner altdeutscher Handschrift, er dürfte um die Wende zum 20. Jahrhundert abgeschickt worden sein.

Die kleinen Bilder in der Mitte zeigen das Gasthaus zum „Löwen“ vor dem Brand von 1911, daneben ein Blick auf das „Holderriethsche Haus“ (hier: Altes Haus) und das Rentamt, darüber das Schlossareal mit der Schlosskapelle und der Kutsche davor.

 Das Gesamt-Panorama, vom Mühlpfad/Herrengrund aus betrachtet, zeigt die weit ausgedehnte Ost-West-Erstreckung der Stadt. Zwischen Güterschuppen und Bahnhof dampft gerade ein Zug mit qualmender Lok in den Bahnhof ein.

Der baumbestandene Weg in der Mitte führt über den Eselsberg nach Massenbach.

Schnellerstraße rechts

An der Schnellerstraße

 Der Fotograf dieses Anblicks stand etwa dort, wo heute die Schnellerstraße die Frizstraße kreuzt. Ihm hat es die kurz zuvor erbaute Frizhalle mit ihrer Umgebung angetan, die aber heute kaum mehr zu erkennen ist. Lediglich die Reste der Stadtmauer, die sich von der Frizhalle bis zur Schnellerstraße erstreckt, sind heute noch in ähnlicher Form erhalten. Die Gebäude dahinter sind nicht mehr vorhanden, sie mussten in den 1970er Jahren dem Gebäudekomplex der Volksbank weichen.

Vor der Stadtmauer befindet sich heute ein großer Spielplatz. Die Schnellerstraße existiert auf diesem Bild noch nicht.

Am linken Bildrand ist gerade noch der untere Teil des Halbrundells mit dem aufgesetzten Wohnhaus zu erkennen, neben dem sich heute das Ärztehaus erhebt.

Solche Halbrundelle befanden sich an jeder Ecke der Stadtmauer, sie ermöglichten die Verteidigung nach zwei Seiten.

Farrenstall rechts

Farrenstall

Der Platz, den diese beiden Gebäude begrenzten, verdient seinen Namen schon lange nicht mehr: Farrenstall. Er war einst der Vatertierhaltung vorbehalten.

Noch in den 1950er Jahren gab es in Schwaigern über 200 Familien mit Viehhaltung. Je stärker aber in den letzten Jahrzehnten die Großviehhaltung zurückging, desto weniger wurde der Farrenstall benötigt. Ebenso überflüssig wurde die auf diesem Platz vorhandene Bodenwaage, auf der neben Vieh vor allem die vollen Erntewagen gewogen wurden.

Bei der Zuckerrüben-Ernte zum Beispiel wurden mit Pferde- und Kuhgespannen Hunderte

von Tonnen frisch geernteter Rüben gewogen und am Bahnhof abgeladen, um mit dem Zug zur Zuckerfabrik transportiert zu werden. Bei nassem Wetter waren tagelang die Straßen zum Bahnhof, einem Feldweg gleich, verschmutzt.

 Mehrere Gebäude waren hier in der Zwischenzeit abgebrochen worden, und dadurch entstand der Parkplatz im heutigen Zustand.

Die auf dem Bild im Vordergrund dominierende Scheune steht nicht mehr. Der Blick geht an ihr vorbei zur Westseite der „Fabrik“ im Hintergrund.

Farrenstall links

Storchennest

 Aus der Liominstraße schauen wir auf das wohl älteste Wohnhaus der Stadt, das Storchennest, ein um 1500 erbauter Wohnsitz eines dreiseitigen Bauernhofes.

Liomin war 25 Jahre Bürgermeister. Bis in die 1950er Jahre nisteten und klapperten auf dem Hausgiebel Störche.

Unter dem grauen Verputz der Fassade verbirgt sich ein sehenswertes Fachwerkhaus.

Das dreigeschossige, giebelständige Gebäude mit dem Krüppelwalmdach war einmal Wohnhaus von zwei Bauern. Da die Wohnqualität, auch die niederigen Stockwerkshöhen, nicht mehr zeitgemäß waren, wollte niemand mehr das Storchennest haben. Es stand zum Abbruch frei. Nur einer Bürgerinitiative ist es zu verdanken, dass eine Lösung gefunden und das Storchennest heute ein Vorzeigeobjekt der Stadt geworden ist.

Von 1982 bis 1984 ist das Storchennest mit zum Teil noch alemannischem Fachwerk gründlich renoviert worden.

Eng daran angebaut steht das  ehemalige Anwesen der Bäckerei Schimpf, auch heute noch eine Bäckerei.

Löwen links

Aus dem Kieser`schen Forstkartenwerk

 Ein Standardwerk für viele süddeutsche Orte ist das sogen. Kieser`sche Forstkartenwerk. Es zeigt auch Schwaigern aus der Zeit um 1680.

Auffallend ist der hohe Kirchturm mit den charakteristischen 4 Ecktürmchen, hinter der Kirche das Dach der Burg, kurz bevor sie bei den Franzoseneinfällen eingeäschert wurde .In der Mitte das Türmchen des alten Rathauses und im Westen der hohe Turm, zum “unteren“ Schloss gehörend. Die Ummauerung ist noch vollständig, das untere Stadttor mit dem Torturm deutlich zu erkennen.

Am unteren Bildrand steht die Schnellermühle, die 1909 einem Brand zum Opfer fiel.

Im Westen außerhalb der Ummauerung das „äußere“ Dorf, jahrhundertelang württembergisches Lehen. Seine ursprüngliche Umfriedung ist nicht mehr vorhanden.

Im Süden war sumpfiges Gelände, wohl auch ein kleiner See, im Osten die Felder am „Gratbuckel“.

Auffallend ist, dass Kieser alle Wohnhäuser mit sichtbarem Fachwerk gemalt hat.

Löwen rechts

„Schenkung Herewins

In Christi Namen, am Tag der 4. Nomen des April im 14. Jahr König Pipin, geb ich Herewin zu meinem Seelenheil an den heiligen Märtyrer Nazarius, dessen Reliquie im Kloster Lorsch ruht, wo der verehrungswürdige Gundelandus als Abt residiert, zwei Güter in obengenannter Markung Swegerheim (Schwaigern) und was zu ihnen gehört an Felder, Wiesen, Gewässern unter beigefügtem Gelöbnis. Geschehen im Kloster Lorsch den 2. April 766.“

Dies ist die „Geburtsurkunde“ von Schwaigern im Gardachgowe

Von diesem Jahr 766 an gingen in den folgenden Jahrzehnten nachweislich mindestens 25 Schenkungen an das 764 gegründete Kloster Lorsch, alle aus der „marca“ oder der „villa“ Suegerheim – so der erste Name der fränkischen Ansiedlung. Hier hatten Angehörige des damaligen fränkischen Hochadels Streubesitz, den sie „zu ihrem Seelenheil“ dem Reichskloster und dem dort ruhenden Märtyrer Nazarius schenkten. Die Wohnsitze der Schenker waren zum großen Teil weit verbreitet im fränkischen Reich.

Eine so große Anzahl von Schenkern findet sich nirgends in der weiteren Umgebung, dies belegt schon damals die überregionale Bedeutung der Siedlung.

Der in der Urkunde genannte König Pippin war der Vater Karls des Großen.

Die erste Ansiedlung dürfte im 6. Jahrhundert n. Chr. erfolgt sein, worauf auch der Name Suegerheim hinweist. Auch deutet der Name auf einen großen Viehhof, eine Schweige, hin, möglicherweise in königlichem Besitz.

 Einige Namen der Schenker sind heute in Straßennamen im Wohngebiet Leidensberg zu finden.

Lindenplatz rechts

Gasthaus „zum Löwen“

Dieses prächtige Gebäude ist das Gasthaus „zum Löwen“, wie es sich heute nach dem Brand von 1911 präsentiert. Auf der Straße davor befand sich das eine der beiden Stadttore, das bis 1831 die Innenstadt öffnete. Flankiert wurde es vom „Diebsturm“, dem Gefängnis für die Langfinger unter den Schwaigerner Bürgern.

Nach dem Abbruch des Stadttores entstand an dieser Stelle der Lindenplatz, von dem aus die Stadtmauer nach Nordosten abbog, geschützt durch den Dorfgraben, die heutige Paulinenstraße.

Das äußere Dorf, älter als die spätere Stadt, erstreckte sich von hier aus nach Westen. Es war ebenfalls umfriedet, teils mit einer Mauer, die nach Norden verlief, etwa im Verlauf der heutigen Massenbacher Straße, und die am oberen Tor endete. Im Süden, auf sumpfigem Gelände, war es durch Palisaden geschützt.

Das Gasthaus „zum Rössle“, schräg gegenüber, 1717 erbaut, sitzt teilweise auf dieser Dorfmauer.

Lindenplatz links

Flächenbrand 1811

Genau hundert Jahre nach dem verheerenden Flächenbrand von 1811, der von hier aus bis zum (heutigen) Marktplatz 90 Gebäude einäscherte, brannte das Gasthaus „zum Löwen“. Ihm gegenüber befand sich ursprünglich das „untere“ Schloss, das später neippergisches Amtshaus war, dann von 1837 bis 1959 Schulhaus. Das mächtige Gebäude links davon, 1750 erbaut, wird noch heute als „Fabrik“ bezeichnet, da dort Textilwaren hergestellt worden waren.

Das Vorgängergebäude diente ursprünglich einigen Mönchen als Unterkunft, die auf dem Weg durch das „Haubengässle“ (wegen ihrer Kopfbedeckung) die St.-Veits-Kapelle im Leidensberg betreuten.

Hier grenzte die Stadtmauer mit dem Stadttor an das „äußere Dorf“, das lange Zeit württembergisches Lehen der Neipperg war.

Silcherstraße links

Silcherstraße, Blick nach Süden

 Die Silcherstraße, Blick nach Süden zum Marktplatz. Das große Haus rechts ist das „Doktorhaus“, in dem der Stadtarzt Dr. Lechler praktizierte, der 1893 das erste Auto in Schwaigern besaß, einen Daimler!

Rechts beginnt die Paulinenstraße, ursprünglich der „Dorfgraben“, und hier kreuzte die Stadtmauer, die nach dem Brand von 1849 am nördlichen Marktplatz geöffnet wurde. Damit war für die Bauern der direkte Zugang zu ihren nördlich gelegenen Feldern möglich. In der Zeit davor hatten sie dazu das Schloss-Areal durchfahren müssen.

 Links die zum Gutshof gehörenden Wirtschaftsgebäude.

Auf der Kutsche mit dem Pferdegespann scheint ein besser gestelltes Paar zu sitzen, denn wer konnte sich damals schon einen Kutscher leisten? Die staunenden Kinder (mit Hut!) sahen wohl zum ersten Mal einen Photographen mit seinen Utensilien am Werk.

Der Fotograf W. Kratt, dessen Name rechts unten eingeprägt ist, hat 1899 eine große Anzahl Fotos von Schwaigern geschaffen, von denen heute noch viele vorhanden sind.

Silcherstraße rechts

Blick auf Marktplatz und Marktbrunnen

 Der Blick geht über den Marktplatz hinweg nach Süden, direkt auf das älteste Wohngebäude Schwaigerns, vor 1500 erbaut. Jahrzehntelang war das Storchennest, das dem Haus seinen Namen gab, von Störchen bewohnt. Mit der Renovierung und der Umwidmung vom Bauernhaus zum Wohn- und Geschäftshaus in den 1970er Jahren und der Tatsache, dass seit Jahren keine Störche mehr das Nest besiedelt hatten, wurde es nicht mehr auf das Dach gesetzt. Der Name aber ist geblieben.

 Der Marktbrunnen in der Bildmitte mit den Putten und der Riesentraube – ein Hinweis auf die Weinstadt Schwaigern – stammt aus dem Jahr 1935, von einem Bürger gestiftet.

Rechts die Apotheke, daran anschließend Geschäfts- und Wohnhäuser bis hin zur Frizhalle von 1887 mit ihrem ortsbildprägenden Turm.

 Das kleine Bild zeigt die 2009 abgebrannte, prächtige gräfliche Scheuer an der Silcherstraße.

Schweizer links

Marktplatz

 Die Westseite des Marktplatzes wurde um 1900 von Kaufläden geprägt, alle nach dem Großbrand von 1811 erbaut. Auch der großflächige Marktplatz entstand erst danach. Das erste Haus rechts ist heute noch eine Bäckerei. Daneben, vor der Metzgerei, liegt Herbstgeschirr, eine „Bütte“, Gefäße, wie sie zur Herbstzeit fast vor jedem Haus zu sehen waren, um die Traubenmaische so lange zu lagern, bis sie zur Kelter gebracht werden konnte.

Das dritte, mächtige Haus mit dem Walmdach, ist die Apotheke. Die erste Apotheke, 1710 von den Herren von Neipperg gegründet, war in der „Fabrik“ in der Gemminger Straße untergebracht. Es war damals die einzige Apotheke zwischen Heilbronn und Eppingen. 1812 wurde sie an den Marktplatz verlegt, inzwischen mehrmals um- und angebaut.

 Hinter der hier mündenden Marktstraße steht ein Kaufhaus, das heute noch unter gleichem Namen geführt wird.

Der Blick führt weiter durch die damalige „Stangenbrunnengasse“, die heutige Theodor-Heuss-Straße, bis hin zum Turm der Frizstraße.

Links ist gerade noch das Storchennest zu sehen.

Schweizer rechts

Rund um den Marktplatz

 Eine der großen Brandkatastrophen des 19. und 20. Jahrhunderts zeigt dieses Bild.

Es ist eine Aufnahme unmittelbar nach dem Brand, der am 21. Mai 1905 ausbrach. Das ganze Viertel vom Marktplatz bis kurz vor die Stadtkirche war betroffen, auch das Rathaus war ein Raub der Flammen geworden, ebenso das damals schönste Gebäude, das „Holderrieth`sche Haus“. Lediglich das Pfarrhaus blieb verschont.

32 Familien waren betroffen, 19 Wohnhäuser und 26 Nebengebäude waren nur noch rauchende Trümmer. Eine Wasserleitung gab es noch nicht – die Feuerwehr war nahezu machtlos.

 Auf dem Foto links oben blickt man vom Anfang der Gemminger Straße aus die Silcherstraße hinauf. Diese war erst nach 1849 entstanden, da nach einem Brand am Marktplatz die Stadtmauer auf der Höhe der (heutigen) Paulinenstraße durchbrochen wurde.

 Darunter gewinnt man einen Überblick über den Marktplatz mit dem „Storchennest“. Hier wird ersichtlich, dass dieses Haus seinen Namen zu Recht erhielt. Störche gab es bis in die 1930er Jahre. Der Versuch, durch Einsetzung von Jungstörchen in den 1950er Jahren das Nest wieder zu beleben, blieb leider erfolglos.

Im Hintergrund zeigt sich noch der ortsbildprägende Turm der Frizhalle.

Wächterhaus