Erste urkundliche Erwähnung von Schwaigern
Neben der „Wüstung“ Alt-Schwaigern bestand in der Gegend des heutigen Schlosses ein zweiter Herrenhof mit dem Namen „Swegerheim“ und im 7. Jahrhundert wurde vermutlich auch dort schon eine Johannes dem Täufer geweihte Kirche erbaut.
Das Jahr 766 ist bekannt geworden als dasjenige, in dem der Name Schwaigern erstmals nachweislich genannt wird. Zwei Jahre vorher war das Kloster Lorsch an der Bergstrasse gegründet worden. Zu seinem Aufbau und auch zur weiteren Existenzmöglichkeit war das Kloster auf Schenkungen angewiesen, aus denen Abgaben und andere Leistungen erfolgten.
Überall im fränkischen Reich wurden deshalb Leute vorwiegend aus dem damaligen Hochadel dazu aufgefordert, das Kloster zu unterstützen. Nicht umsonst, sondern „zu ihrem Seelenheil“ werden deshalb von vielen Grundbesitzern Schenkungen an das Kloster gemacht, auch von solchen Leuten, die in der Markung Schwaigern Besitz hatten. Diese Schenkungen wurden in Lorsch von den Mönchen schriftlich fixiert, später dann „zusammengestellt“ in dem sogenannten „Lorscher Codex“, der als einziges schriftliches Dokument dieser Art erhalten blieb und deshalb für die Historiker von unschätzbarem Wert ist.
Wie diese Leute hießen, die von der „marca swegerheim“ Land an Lorsch schenkten, können wir -teilweise wenigstens- den Strassennamen im Leidensberg entnehmen.
Der Ortsname Schwaigern, früher „Suegerheim, Swagerheim, Suegeren … (es gibt noch mehrere andere Schreibweisen) stammt von einem vermutlich sehr großen Viehhof, einer „Schweige“. Dieser dürfte der Besitz eines fränkischen Adligen, vielleicht sogar Königsgut, gewesen sein.
Auf alle Fälle muss es ein in seiner Bedeutung weit über die Markung hinaus reichender Besitz gewesen sein, sonst wäre die Siedlung und die Markund („villa“ und „marca“) nicht nach ihm benannt worden. Dieser Hof muss mit hoher Warscheinlichkeit zwischen „Alt-“ und „Neu-„Schwaigern gelegen haben, also grob angedeutet zwischen oberer Frizstrasse/Massenbacher Strasse – Karlstrasse – Lohmühlbach und etwa äusserer Liominstrasse. Dies ist der Bereich, der später „äußeres Dorf“ genannt wurde und der auch außerhalb der späteren Stadtmauer lag. Dieses Gebiet war eingefriedet und zumindest im Norden und Osten ummauert. Diese Mauer war aber erheblich früher errichtet worden als die Stadtmauer.
Die lateinisch geschriebene Urkunde hat übersetzt folgenden Wortlaut:
„In Christi Namen, am 2. April im 14. Jahr des Königs Pippin.
Ich, Herewin, mache zu meinem Seelenheil eines Vergabung an den heiligen Märtyrer N(arzarius), dessen Leib im Lorscher Kloster ruht, dem der ehrwürdige Gundulandus als Abt vorsteht. Ich schenke in der oben genannten Markung Suegerheim zwei Grundstücksanteile und alles, was zu denselben an Hofreiten, Wiesen, Wäldern und Wasserrechten gehört. Urkund dessen nachstehende Fertigung.
Geschehen im Kloster Lorsch in der oben festgelegten Zeit.“