Stele Nr. 16 Hindenburgplatz
Brandplatz 1928
Das Jahr 1928 hatte es in sich, was Brände anbelangt: 3 kleinere, bei denen jeweils ein Wohngebäude den Flammen zum Opfer fiel, und ein Großbrand, dessen Ausmaß das Foto hier nur zum Teil erkennen lässt.
Er entstand durch Brandstiftung eines 20jährigen Schmiedgesellen, der bei seiner Vernehmung vor dem Schwurgericht angab, in einer Besenwirtschaft „8 bis 10 Viertele Wein“ getrunken zu haben und dann in einer Scheuer „das bei der Stalltüre befindliche Stroh mit einem Streichholz in Brand gesteckt“ zu haben (Heilbronner Generalanzeiger vom 28. Febr. 1929).
Das war am 18. November 1928, und das „Ergebnis“ waren 11 Wohngebäude und 15 Nebengebäude und ein Gesamtschaden von 366 434 Mark.
Seitenlang berichteten die Zeitungen, darunter der Leintalbote, über die Gerichtsverhandlung und über die Verurteilung des Brandstifters zu 6 Jahren Zuchthaus.
Das Foto zeigt die Zerstörung mit Blick nach oben in das Stadtinnere. Im Hintergrund das Schloss, davor das Karr`sche Gebäude (2015 abgebrochen) unterhalb des Rentamts. Nach rechts führt die Pfarrgasse bis zum Haus Zimmermann kurz vor der Stadtmauer.
Zur besseren Orientierung: Heute steht davor eine Arztpraxis.
Auf dem kleinen Bild sieht man die einstige Bahnhofstraße, vorbei an der „Traube“ bis zur Frizhalle. Es gibt noch viel unbebautes Gelände, das Bild stammt aus den 1890er Jahren.
Hinter dem Gartengelände rechts ist noch die Stadtmauer zu erkennen.
Einen für das Auge krassen Unterschied bietet dieses Foto vom Brandplatz 1928: Vorne die tristen, schwarzen Reste der abgebrannten Wohnhäuser, dahinter und daneben die ordentlichen, gepflegt wirkenden, zum Teil weiß gestrichenen Gebäude.
Der Blick geht von Norden, von der Heilbronner Straße aus bis zur Wasserstraße und zu dem ehemaligen Gasthaus „Krone“ von 1769 in der rechten Ecke. Daneben fällt das „Herrengräsle`sche Haus mit den auffallend vielen Fenstern auf.
Rechts im Vordergrund die Stadtkelter; die dahinter sichtbaren Wohnhäuser haben in der Zwischenzeit moderneren Gebäuden Platz gemacht. Interessant ist die damalige Straßenführung an den Häusern entlang bis zur „Krone“, dort bog sie in einer scharfen rechtwinkligen engen Kurve in die Wassergasse hinein. Hier konnte man dem Brand auch eine gute Seite abgewinnen: Die heutige Heilbronner Straße wurde quer durch den Brandplatz geführt, die einstige enge Bebauung wurde aufgehoben, und dadurch entstand ein freier Platz: der Hindenburgplatz. Der Namensgeber war der berühmte Generalfeldmarschall des 1. Weltkriegs, Paul von Hindenburg, der seit 1925 Reichspräsident war.
Die ursprünglich dichte Bebauung sollte so nicht wieder hergestellt werden. Die Geschädigten bekamen Bauplätze an der Mörike- und der Schlossstraße, was dem Areal später den Spottnamen „Hypothekenbuckel“ einbrachte.
Das kleine Foto unten links erlaubt einen Blick von der Heilbronner Straße aus in die Frizstraße mit den riesig wirkenden Fachwerkhäusern auf und hinter der Stadtmauer.
Das rechte Bild ist das bekannte Kieser`sche Stadtbild von 1680 mit dem deutlich überhöhten Kirchturm und dem Schloss dahinter. Außerhalb der Stadtmauer links das „äußere Dorf“, ganz unten die Schnellermühle.