Das Dorf Schwaigern wird "Stadt"

Kaiser Karl IV. ermächtigt 1372 den Erzbischof von Mainz, das Dorf Schwaigern zur Stadt zu erheben. Diese Jahreszahl war eine Zeit lang umstritten, da es in der vorhandenen Urkunde nur heißt, dass in diesem Jahr die Ermächtigung erteilt worden sei. Nach der Neuausgabe des Buches „Das Land Baden-Württemberg“ aus dem Jahr 1980 darf das Jahr 1372 als zutreffend für die Stadterhebung gelten.

Mit der Verleihung des Stadtrechts verbunden sind:

Selbständige Verwaltung

Marktrecht
Das Marktrecht war im Mittelalter die Gerechtsame, also das Recht, einen ständigen Markt, einen Wochen- oder Jahrmarkt abzuhalten. Der dafür bestimmte Platz stand dann unter Marktfrieden, also einem besonderen für den Markt und seine Besucher geltenden Recht, und wurde vom Marktherrn geschützt.  -Wikipedia-

Eine Urkunde aus dem Jahr 1486 teilt mit, dass Kaiser Friedrich III. auf Fürsprache des Deutschmeisters Reinhard von Neipperg das Recht auf Abhaltung zweier Märkte, und zwar am 24. Februar und am 21. September, zuerkennt.

Mauerrecht 
(Das Recht eine Stadtmauer zu errichten)

In den folgenden Jahrzehnten dürfte abschnittsweise die Stadtmauer erbaut worden sein. Der Schlussstein in dem schmalen Torbogen zwischen Hexenturm und Haus Reinwald  weist die Jahreszahl 1461 auf und könnte als Abschluss des Mauerbaus im Osten und Norden gelten. Im Süden und Südwesten war wegen des mit Wasser gefüllten Dorfgrabens und des „Dorfzauns“ die Ummauerung nicht so dringend und dürfte erst nach 1500 beendet worden sein.

Markante Stellen an der Stadtmauer sind das Haus Reinwald mit dem Hexenturm und  das wenige Meter nördlich davon stehende Wachthaus, das erkerartig von der „Letze“ (sprich Verteidigungsanlage, hier die Stadtmauer) in den Schlossgarten hineinragt.

Hexenturm und Reinwald'sches Haus
Das Wachthaus

Eigene Gerichtsbarkeit

Die 4 Ecktürme am Turm der Stadtkirche gelten als Zeichen dafür, dass die Stadt eine eigene Bluts-Gerichtsbarkeit hatte. Das Gericht konnte über Leben und Tod entscheiden. 1710 – 1713 war im Bürgerturm neben dem unteren Tor längere Zeit Anna Maria Heinrich 1713 mit ihren Töchtern eingekerkert. Sie standen unter der Anklage der Hexerei und wurden zum Tod auf dem Scheiterrhaufen verurteilt. Später wurde aus diesem Grund der Bürgerturm im Volksmund Hexenturm genannt.

© Thomas Ströbel
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